Fahrradstreifen verleiten zur Nähe

Neue Forschungsergebnisse suchen nach Infrastrukturlösungen für ein sicheres Miteinander von Radfahrenden und Autofahrenden – mit ernüchternden Ergebnissen.

Wie  lässt  sich  das  Nebeneinander  von Autofahrenden und Radfahren­den sicherer gestalten? Helfen Markierungen? Tragen  Fahrradstreifen dazu bei, dass der Mindestabstand beim Überholen eingehalten wird? Die Studienergebnisse von Verkehrspsychologin Dr. Anja Katharina Huemer  von  der  Technischen  Universität Braunschweig sind ernüchternd.

Grundlagenforschung vorab

Vorweg  testeten  Huemer  und  ihr  Team  die  Belastbarkeit  von  Daten,  die  am  Fahrsimulator  erhoben  werden. Fazit: Simulatoren sind sehr gut für Untersuchungen zur Infrastruktur für Radfahrende geeignet. Die Ergebnisse aus dem Simulator decken sich mit  Ergebnissen  aufwendiger Realverkehrsstudien. Zudem seien Simulator-Studien sicher, da bestehende und mögliche Infrastruktur verglichen werden könnten, ohne jemanden zu gefährden.

Absurde  Wirkung von Streifen

In Bezug auf die Wirkung von Fahrradstreifen und Fahrbahnmarkierungen kam Huemer zu dem Ergebnis, dass auf Straßen mit markierter Radfahrinfrastruktur deutlich enger überholt  werde  als  ohne  Markierungen.  Bei  Schutzstreifen  sei  dieser  Effekt  sogar  noch  stärker  als  bei  Radfahrstreifen. Mit Gegenverkehr sinkt der  Überholabstand  im  Schnitt  sogar  noch  weiter  auf  etwa  einen  Meter. Eine durchgezogene Mittellinie lässt den Abstand zum Fahrrad um weitere 20 Zentimeter schrumpfen.

Schutzstreifen keine Lösung?

Mit ihren Studien fand die Verkehrspsychologin heraus, dass das Risiko für  Radfahrende  unter  1,5  Meter    überholt zu werden, im Simulator um das 6,5­fache stieg, wenn Gegenverkehr vorhanden ist, nochmals um das 2,4­fache,  wenn  es  einen  Radfahrstreifen  gibt  und  um  das  3,4­fache,  wenn es einen Schutzstreifen gibt.

(Quelle: Landesverkehrswacht Niedersachsen e.V.)